Manche Autofahrer verstehen in die Jahre gekommene Modelle wie den Opel Ascona, den VW Scirocco, den Audi S2, den BMW M535i oder den Mercedes-Benz W140 als bloßen Gebrauchsgegenstand ohne kulturellen Wert. Für andere bedeuten diese Youngtimer ungefilterten Fahrspaß und die Erfüllung eines Jugendtraums. Die jungen Klassiker, die als Kind auf der Straße, in der Garage der Eltern oder beim Autoquartett mit Freunden bewundert wurden, sind heute Kultobjekte mit einem besonderen Charakter. Seit einigen Jahren wächst die Szene der Youngtimer-Fans beständig in ihrer Größe und ihrem Organisationsgrad, wobei die jungen Klassiker auch als Wertanlage interessant sind.

Die Leidenschaft für Youngtimer ist insbesondere für die Generation der Baby-Boomer der 1970er und 1980er Jahre ein Hobby, das mit viel Zeit, Geld und vor allem Enthusiasmus gepflegt wird. Im Vergleich zur Oldtimer-Szene ist die Leidenschaft für Youngtimer weit weniger eine Frage der finanziellen Möglichkeiten und des bloßen Sammelns. Youngtimer sind für ihre Besitzer vor allem alltagstaugliche Fahrzeuge und zugleich ein Ausdruck von Individualität.

In der heterogenen Youngtimer-Szene tummeln sich neben Nostalgikern und Motorsportbegeisterten, die in erster Linie deutsche Modelle bevorzugen, auch Exoten, die das Besondere und Außergewöhnliche suchen. Kleine Communities, wie etwa die Liebhaber japanischer Youngtimer, haben im Internet mit Blogs und sozialen Netzwerken eine ideale Plattform gefunden, um sich über Fahrzeuge, Ersatzteile und Events auszutauschen. Das World Wide Web spielt insgesamt eine sehr wichtige Rolle für die Szene, deren Mitglieder aufgrund ihres Alters eine große Internetaffinität mitbringen.

Hinzu kommt ein weiterer Aspekt für das schnelle Wachsen der Szene: Oldtimer sind als Anlageobjekt längst entdeckt und teilweise kaum noch bezahlbar. Anders sieht es bei Fahrzeugen aus, die unter 30 Jahre alt sind und noch als günstige Gebrauchtwagen gelten. Ihr Wert wird in Zukunft voraussichtlich stark ansteigen. Der Wertverlust von Youngtimern ist praktisch null, die Fahrzeuge sind verhältnismäßig günstig zu erwerben und mit kleinen Investitionen in Reparatur und Instandhaltung – gerade für Bastler – eine vielversprechende Wertanlage. Allerdings ist beim Kauf Vorsicht geboten, denn die Grenze zwischen intaktem Sammlerstück und Rostlaube ist fließend.

Der AvD empfiehlt vor allem unerfahrenen Interessenten, sich vor dem Kauf ausführlich zu informieren. Für eine erste Orientierung lohnt sich die Suche in Kleinanzeigen in Zeitungen und im Internet auf einschlägigen Auto-Portalen. Vor der Kaufentscheidung sollte aber in jedem Fall ein Austausch mit szenekundigen Besitzern stehen. Neben Kontaktaufnahme mit einem Ortsclub des AvD oder einem der zahlreichen Youngtimer-Clubs ist vor allem der Besuch von Veranstaltungen und Messen wie der Creme 21 Youngtimer Rallye, den Retro Classics in Stuttgart oder der Techno Classica in Essen ratsam.

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