Welche „Behausung“ ist für einen Bundeskanzler angemessen? Ein viereckiger Bungalow mit 8 qm großen Zimmerchen ohne Küche? Die meisten würden jetzt wohl Nein sagen. Doch genau das ist es, was die Kanzler in der Bonner Republik ab den 60er Jahren als Wohnraum zur Verfügung hatten. Die „pompösen“ Räumlichkeiten, die der Allgemeinheit auf den Fotos gezeigt werden, gehören zum offiziellen Trakt des Kanzlerbungalows, den wir bei bestem Wetter in der Nähe des ehemaligen Bundeskanzleramtes besichtigen durften. Der private Teil des Bungalows ist weit aus unspektakulärer. Eine – für damalige Zeiten – außergewöhnliche Architektur von Sep Ruf, der den Kanzlerbungalow im Auftrag von Ludwig Erhard entworfen hat, beeindruckte durch modernes Design und zeitloser Inneneinrichtung. Gezeigt wurde uns der Bungalow von einer sehr sympathischen und kompetenten Begleiterin, die uns vieles zum Leben im Bungalow erzählen konnte.

Sie war es auch, die uns später im Haus der Geschichte erneut in Empfang nahm. Nach dem Verteilen der kleinen Headsets für die bessere Verständigung, durchstreiften wir die Ausstellung im Haus der Geschichte, die mit dem Ende des 2. Weltkriegs beginnt. Beeindruckt waren wir von den drei Archivschränken des Suchdienstes in München. Nach dem Krieg konnte man hier seine vermissten Angehörigen melden. Mit etwas Glück konnte man so den Aufenthaltsort des Vermissten ermitteln. Allein in den drei Regalen mit den Buchstaben L und M waren 300.000 Vermisstenkärtchen einsortiert. Der dunkelste Punkt in der deutschen Geschichte – der Holocaust – war unübersehbar und mitten im Weg. Man kam also um das kollektive Erinnern an die Schuld unserer Vorfahren nicht ohne weiteres herum und musste sich damit beschäftigen. Ein schwerer Weg und Anlass genug, sich diese Gräueltaten in Erinnerung zu rufen.

Nach diesem schweren Start ging es dann rasant durch 7 Jahrzehnte deutscher Geschichte. Die Luftbrücke und deren Rosinenbomber spielten dabei eine ebenso große Rolle, wie die historische Verabschiedung des Grundgesetzes. Die deutsch-deutsche Geschichte begleitete uns in vielen Ausstellungsteilen bis zur Wiedervereinigung. Neben den politischen Ereignissen gab es aber auch Exponate aus dem alltäglichen Leben zu sehen. Viele unserer Teilnehmer konnten sich gut an das Leben früher erinnern. Ein Kino mit Filmen jener Zeit und eine Eisdiele im 50er-Jahre-Look vermittelten einen Eindruck, wie das Leben seinerzeit „aussah“.

Neu in der Ausstellung sind u.a. die Themen Terrorismus und Flüchtlinge, die leider auch zu unserer Geschichte gehören. Gezeigt wurde ein Stahlträger aus dem zusammengestürzten World Trade Center sowie Andenken vom Breitscheidplatz, auf dem 2016 ein LKW in den Berliner Weihnachtsmarkt raste. Die dramatischen Umstände, unter denen Flüchtlingen versuchen ein sicheres Land zu erreichen, wird mit einem relativ winzigen Boot und zahlreichen Rettungswesten dargestellt. Bilder und Exponate, die zeigen, dass die Flüchtlinge von vielen Deutschen beschimpft und nach Hause gewünscht werden, mahnen an, genau das nicht mehr zuzulassen, womit die Ausstellung begonnen hat: Fremdenhass und Verfolgung.

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